Dieser Tag wird bei uns schon am Morgen „Heilig Abend“ genannt.
Schon immer, obwohl wir mit der Heiligkeit nie viel zu tun hatten. In diesem Jahr ist es mit der Heiligkeit so wie so nichts, mit der Müdigkeit umso mehr. Wir müssen an so vieles denken. Die Vorbereitungen sind kompliziert.

Im Strandhotel feiern wir zusammen.

Es gibt in diesem Winter keinen Ort wie diesen. Es gibt überhaupt keinen Ort, der für alle offen ist.


Wir geben uns deshalb besonders viel Mühe.


Die Geschenke werden auf den Treppenstufen in der Eingangshalle abgelegt.
Es sind in der letzten Nacht noch mal sehr viel mehr geworden. So viele, dass Opa und der Opa R. gar nicht mehr aufhören können die Köpfe zu schütteln. Eigentlich schütteln alle Großeltern und Eltern und Tanten und Onkel und die meisten Erwachsenen ein bisschen die Köpfe über diesen Überfluss.
Große und kleine Päckchen liegen auf den Stufen, auf halber und vor der Treppe auf dem Marmorboden. Verpackt in glitzerndes Papier und mit breitem Geschenkband verschnürt.

Das Christkind und der Weihnachtsmann zeigen sich vom Kopfschütteln unbeeindruckt, für sie ist die Sache klar: Es gilt, den vielen Kindern Freude zu machen, Wünsche zu erfüllen, und dabei nicht gesehen zu werden.


Die Kinder sind mit einer großen Thermoskanne Kakao unten am Strand.

Sie nehmen den Fußweg und nicht den alten Fahrstuhl. Es ist eine richtige Kinderschar, die bei Einbruch der Dunkelheit zum Strandhotel hinaufklettert. Ein Glöckchen hat geklingelt.

Oben spielt schon die Musik. Danach singt es von allen Balkonen, es klatschen glückliche Hände. Es ist überall Freude, Kerzenlicht, Glitzer, Gläserklirren, Tellerklappern, junges, mittleres und altes Lachen.

Und auch wer vorher keine Lust auf Weihnachten hatte, muss immerhin sagen:

Ediths Strandhotel leuchtet.