Vol. 1 — Frühjahr 2020

Wir kümmern uns um Tiere und um Klaviere.


Die Kinder sehen zu, dass die Ziegen nicht allzu sehr meckern, der Esel etwas zu tragen auf den Rücken bekommt, dass Monty und Nepomuk draußen klettern und kratzen. Einige Gäste mögen keine Katzen im Hotel, auch nicht, wenn sie so klein sind wie unsere.


Wir Erwachsenen müssen uns um die Klaviere kümmern, denn wenn sie alt sind, klingen sie nicht besser.


Unser Hund liegt faul in seinem Korb unten an der Rezeption. Er war nie ein guter Wachhund. Er sieht und hört kaum noch etwas.

Er fragt sich, was wir alle haben?

Wir machen weiter.


Edith ist aufgeregt, weil der Monat Mai der reinste Geburtstagsmonat ist.
Sie selber und ihre beste Freundin und drei ihrer Tanten werden wieder älter.


Im Strandhotel spezialisieren wir uns auf Erdbeerdesserts.
Wir servieren Erdbeerquark, Erdbeereis, Erdbeertörtchen, Erdbeerwaffeln, Erdbeer-Tiramisu, Erbeerkuchen mit oder ohne Sahne, Vanilleeis mit Erdbeersoße, Erdbeer-Pannacotta, Erdbeergrütze, Erdbeermousse, Erdbeercreme, Erdbeerschaum, Erdbeertraum.


Auf den oberen Terrassen wird der Spargel geschält.

Bei Sonnenuntergang üben die Feuerkünstler unten am Strand ihren Auftritt. Die Kinder dürfen zugucken und halten den nötigen Abstand ganz freiwillig.


Die Artisten nehmen den Mund voll mit giftig-grünem Pulver und spucken riesige Stichflammen, besser als Drachen das machen. Sie jonglieren mit Fackeln, lassen brennende Kugeln über ihre Körper rollen, entzünden kleine Flammen auf ihren Zungen und schmecken sie weg.


Sie löschen die Fackeln im Mund.


Und tanzen mit Feuerrädern, Feuerkeulen und Feuerschleudern in die einbrechende Nacht hinein.

Auf dem Dach liefert und liefert und liefert die Sonne uns bei Tag die Energie, die wir für das Strandhotel brauchen.


In der Nacht schauen wir von hier aus in den Sternenhimmel und fragen, weil wir spüren, dass bald wieder alles anders ist:


Wird es jetzt besser?
Für alle?

Wenn der Schnurrbart kommt, um sich im Strandhotel nach Reichtümern umzusehen, halten die Kinder sich die Bäuche vor Lachen. Der Schnurrbart findet sich schlauer als andere, und genau das macht ihn für Kinder so dumm.


Du machst seine eitle Schnurrbartsprache nach.


Er plaudert seine selbstsüchtigen Pläne aus, weswegen er bald mit gesenktem Kopf davon schleichen muss. Wir winken ihm von oben zu, wenn er den Felsen wieder herunter klettert.
Der arme Schnurrbart, er kann den Aufzug nicht benutzen, die Schlüssel besitzen nur wir.


Sobald er außer Sichtweite ist, lüften wir kurz das Geheimnis, lassen ein paar seltene Steine, ein paar kostbare Muscheln, ein paar Münzen durch unsere Finger gleiten, und verstecken sie – wo wird nicht verraten.

Im Strandhotel bei Edith schauen wir morgens aufs Meer.


Wir atmen tief ein, wir müssen uns schütteln, wir lösen uns langsam aus einem seltsamen Traum. Wir stellen fest, dass alles wie vorher – und trotzdem ganz anders ist.


Wir sind alle noch hier. Es ist alles noch da.


In Ediths Hotel bewahren wir die Reichtümer auf, um sie zu teilen.
Wir besizten sie nicht, diese Reichtümer, wir wissen, dass wir sie nicht allein verdienen, und geben sie gern heraus, weil wir gemeinsam erklären:

Wir können, deswegen müssen wir helfen.